Dieter-Ruckhaberle-Förderpreis zum 2.Mal verliehen
Berlin, 01. Juli 2020
Zum zweiten Mal verleihen der Künstlerhof Frohnau e.V. und das Kunstamt Reinickendorf den Dieter-Ruckhaberle-Förderpreis. Der Preis erinnert an das Leben und Wirken des Künstlers, Kurators und Kulturpolitikers Dieter Ruckhaberle und umfasst einen zweimonatigen Aufenthalt auf dem Künstlerhof Frohnau sowie ein Produktionsbudget in Höhe von 2.000 Euro für die künstlerische Arbeit. Ferner wird mit dem oder der Preistäger/in eine Ausstellung in einem Ausstellungsraum des Bezirks Reinickendorf oder eine vergleichbare öffentliche Präsentation veranstaltet.
In diesem Jahr erhält die 1957 in Bonn geborene Annette Frick den Dieter-Ruckhaberle-Förderpreis. Die Fotokünstlerin hat über die letzten drei Jahrzehnte ein Werk geschaffen, das in einer konsequent experimentellen Formensuche das fotografische Bild als Denk- und Plattform ergründet und dabei immer wieder das vermeintlich gesellschaftlich Randständige in den Mittelpunkt rückt. Die Protagonisten ihrer Bildwelten sind die „Masken der Identität“ der queeren Berliner Subkultur und der sich wandelnden Architektur der Stadt. In ihren Portraits, Szenenbildern und Stadtstudien spiegeln sich die Konflikte um Repräsentationskultur, Geschichte, Identität und Sexualität unserer Zeit, und schaffen Bild- und Möglichkeitsräume von poetischer, performativer und politischer Kraft. Während des Stipendiums wird Anette Frick gemeinsam mit Wilhelm Hein, Filipa Cordeiro, Oana Limban und weiteren Künstler*innen ein neues Magazin der Reihe „Jenseits der Trampelpfade“ erarbeiten, das sie seit 1992 mit Wilhelm Hein herausgibt, mit dem Arbeitstitel “CoroNIE CoroNa…der Ausnahmezustand ist da…”.
Der Jury des diesjährigen Dieter-Ruckhaberle-Förderpreises gehörten an:
Antonia Alampi, Kuratorin, Ko-Direktorin SAVVY Contemporary Berlin, Ko-Kuratorin Sonsbeek Biennale 2020-24)
Dr. Kaya Behkalam, Künstler, Kurator und Vorstand des Künstlerhofs Frohnau e.V.
Dr. Cornelia Gerner, Leiterin Kunstamt Reinickendorf
Gabriele Horn, Direktorin der Berlin Biennale
Heike Ruschmeyer, Künstlerin und Kuratorin des Dieter-Ruckhaberle-Nachlasses
Annette Frick studierte von 1978 bis 1988 Freie Kunst in Köln bei Arno Jansen, Daniel Spoerri und Robert van Ackern, wo sie 1988 auch Meisterschülerin der künstlerischen Fotografie bei Arno Jansen war. Parallel arbeitete sie als Fotografin für verschiedene wissenschaftliche Institute, veröffentlichte Texte über Kunst und Fotografie und gründete mit Kolleg*innen den Hafensalon in ihrem Kölner Atelier und 2007 mit Wilhelm Hein das Casabaubou in Berlin. 2006 erhielt sie den Emprise Art Award Düsseldorf und u.a. 2008 das Recherche Studium der DEFA Stiftung für ihren Film über Herbert Tobias, der 2011 im Panorama Programm der Berlinale gezeigt wurde. 2016/2017 das Cité Internationale des Arts Stipendium Paris und 2018 das Ellen Auerbach Stipendium der Akademie der Künste. Zuletzt zeigte Sie ihre analogen schwarz-weiß Fotos im Märkischen Museum in Berlin, in der Ausstellung “Abriss, Trümmertunten und Internationale Individuen” und in der Kunsthalle Düsseldorf, in der aktuellen Ausstellung Subjekt/Objekt, Fotografie Rhein Ruhr.
Über den Preis
Der Dieter-Ruckhaberle-Förderpreis richtet sich an professionell arbeitende bildende KünstlerInnen, die in ihrer künstlerischen Arbeit oder parallel zu ihrem künstlerischen Werk politische, soziale oder ökologische Themen bearbeiten.
Seit den 1960er Jahren gestaltete Ruckhaberle die Kunstszene (West-)Berlins entscheidend mit und setzte sich unermüdlich für bessere Arbeitsbedingungen für KünstlerInnen ein; immer in der Überzeugung, dass die Freiheit der Kunst nur garantiert ist, wenn KünstlerInnen frei von ökonomischem Druck produzieren können. Ruckhaberle war Mitinitiator und –gründer der IG Medien, der Künstlersozialkasse und zahlreicher Kunstinstitutionen wie dem nGbK und der Staatlichen Kunsthalle Berlin, deren Direktor er viele Jahre war. Auch als Künstler schuf Ruckhaberle seit 1958 ein umfangreiches und vielfältiges malerisches Werk zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, das von einer ebenso poetischen wie kritischen Zeitgenossenschaft und Formensuche zeugt. Er verstarb im Mai 2018 und hinterließ neben seinem künstlerischen Erbe auch sein letztes kulturpolitisches Projekt: den Künstlerhof Frohnau, einer der größten Atelierkomplexe im Berliner Norden, der seit 1998 Künstler*innen bezahlbare Atelierräume zur Verfügung stellt.
Der Förderpreis lädt Künstler*innen ein, hier – in der Abgeschiedenheit des Reinickendorfer Waldes und in der Gemeinschaft der Künstler*innen des Künstlerhofs Frohnau – für zwei Monate zu leben und zu arbeiten. Weiter umfasst der Preis ein Produktionsbudget für die künstlerische Arbeit. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit in einer Ausstellung im Bezirk gezeigt werden.
Im Jahr 2019 erhielt die Künstlerin Luiza Prado den Dieter-Ruckhaberle Förderpreis.
Für mehr Informationen:
Kaya Behkalam, Künstlerhof Frohnau e.V. – vorstand@kuenstlerhof-frohnau.de
Bildrechte: Annette Frick