Festival für zeitgenössische Musik und Performance
Samstag, 1.Juli 2023, auf dem Künstlerhof Frohnau und dem ehemaligen Grenzstreifen,
14.00-23:00 Uhr
Freier Eintritt, Open Air.
S-Bhf. Frohnau > Bus 125 in Richtung Invalidensiedlung bis Haltestelle Hubertusweg.
Mit Performances und musikalischen Beiträgen von:
2_personal_things (Park Minyoung & Kim Jinhyuk)
Ashkan Sepahvand
discourse / Katayoun Arian
DJ Edna Martinez
DJ Letkidbe
Hooops / Astarte Posch
Jung Sun Kim, Matthias Erian, Ji Sun Hagen & Soomin Chae
Muriel Razavi & Raha Nejad
Nicholas Bussmann & Cottbusser Chor
Posaunenchor Hohen Neuendorf
Ray Kaczynski, Bardo Henning, Martin Heinze & Ingo Reulecke
SHIN Hyo Jin & Otto Oscar Hernandez Ruiz
Sophie Hilbert
Und Installationen, Führungen von:
Laure Gilquin, Katja Hock, Nicola Jungsberger
Gesamtes Programm: Download
Im nördlichsten Zipfel Berlins zieht sich eine helle Narbe über den Boden. Ein Sandstreifen, der den Frohnauer Wald entzweit, ca. 100m breit und 2km lang. Diese Sandnarbe an der Grenze von Berlin und Brandenburg hat wie jede Narbe ihre Geschichte. Es ist der ehemalige “Todesstreifen”, früher wie heute Niemandsland. Ein Ort, der nur wenigen bekannt ist, im Vorübergehen treffen sich hier vereinzelte Hundebesitzer, Jogger und Pilzsucher, oder Jugendliche, die im Sommer auf dem Sand Beachvolleyball spielen oder in Lockdown-Zeiten illegale Parties feierten. Diese Narbe ist emblematisch für die gesamte Gegend. Seit gut 100 Jahren ist dieser Wald ein Zufluchtsort für die Verletzten, Kranken und Ausgestoßenen der Stadt. Der angrenzende Künstlerhof Frohnau war als Militärhospital gebaut, später Nervenheilanstalt und Flüchtlingsheim. Die benachbarte Invalidensiedlung wurde in den 1920er für die Kriegsversehrten des 1. Weltkriegs errichtet. Und in der Donnersmark-Stiftung auf der anderen Seite des Waldes werden seit den 50er Jahren Menschen mit Behinderungen betreut. Verstreut im Wald erinnern einzelne Mahnmale an die Schicksale jener, die hier versuchten, die deutsch-deutsche Grenze zu überqueren und dabei den Tod fanden.
Dieser Ort ist voller Geister, die in Vergessenheit zu geraten drohen. Wenn ihre Geschichten nicht mehr erzählt werden, die Verbindung zu unserem Alltag verlieren, von neueren Informationsschichten aus unseren Köpfen verdrängt werden, finden wir nicht mehr zu ihnen, um von ihren Erfahrungen zu lernen. Vielmehr gilt es, den anwesenden Waldgeistern weitere an die Seite zu stellen, die anderen Orten, Ritualen und Geschichten zugehören und unser Bewußtsein für einander erweitern. Im Rahmen von “Walden” wird dieser vernarbte wie vergessene Landstreifen für einen Tag zum Erfahrungs- und Begegnungsraum für Bewohner*, Beteiligte und Besucher*innen. Und zur Bühne für eine Reihe von Performances und Gespräche, die sich der Geschichte(n) und möglichen Gegenwart(en) dieses versehrten Ortes mittels verschiedener Erzählungen, Führungen und Inszenierungen nähern. Und die die Frage umkreisen: wie lässt sich das Bewusstsein für den verwundeten Raum, den wir teilen, übertragen auf ein Gefühl von Gemeinschaft, das uns alle in unserer individuellen Verletzlichkeit und Erfahrungswelt einschließt?
Dazu werden Künstler*innen eingeladen, performative, musikalische und diskursive Beiträge beizusteuern. Partizipative Performances wechseln sich ab mit intensiven Gesprächen, geführte Spaziergänge mit experimentellen Klängen im Wald. Flankiert werden diese durch eine performative Führung, die die einzelnen Elemente in poetische Verbindung setzt. Nach einem Recherche- und Produktionszeitraum zwischen Mitte März und Ende Juni wird wird das Projekt am 1.Juli vor Publikum aufgeführt, dass sich in die einzelnen Programmpunkte mit einbringen kann. Dafür wird die “Sandnarbe” als begehbarer Aufführungsort/Bühne/Erlebnisraum mit Lichtinstallationen und Bühnenelementen gestaltet.
>>Projektbeschreibung in einfacher Sprache
♿Die Veranstaltung ist teilweise barrierefrei (Bühne Künstlerhof Frohnau).
Walden: Memory Beach wird gefördert vom Berliner Projektfonds Urbane Praxis.
Kuratorisches Team: Kaya Behkalam, Katja Hock, Otto Oscar Hernandez Ruiz, SHIN Hyo Jin
Produktion: Kaya Behkalam, Nina Bloss, Stefan Deckner
Sound: Moritz Colitti, Ray Kaczynski
Pressematerial: Download (49MB)