Walden IV: Relay

Festival für Klangkunst und Performance
Auf und um den Künstlerhof Frohnau. Kostenlos und unter freiem Himmel.
Samstag, 6.Juli 2024, 14-24 Uhr.
Kostenloser Shuttlebus vom S-Bhf. Frohnau und zurück.
Kuratiert von SHIN Hyo Jin, Otto Oscar Hernandez Ruiz, Katja Hock und Kaya Behkalam

Über das Festival
Walden ist ein Festival für zeitgenössische Musik, Klang- und Performancekunst, das am 6. Juli 2024 zum vierten Mal stattfindet: auf dem Künstlerhof Frohnau und im umliegenden Wald. Unter dem diesjährigen Titel “Relay” lädt Walden erneut lokale und internationale Künstler*innen ein, den Wald als Resonanzkörper und Bühne zu bespielen und sich der vielschichtigen Geschichte dieses Ortes im ehemaligen Grenzgebiet mit Performances, Konzerten und Installationen anzunähern und ihn für einen Tag neu zu imaginieren.

Der Begriff Relay bezeichnet die Weitergabe und Verstärkung von Signalen durch einen Zwischenpunkt – ein Prozess der Aufnahme und Übertragung, der Verbindung und der Erneuerung, wie die Weitergabe eines Stabs bei einem Staffellauf oder relay race. Durch performative, musikalische und partizipative Beiträge knüpft Walden assoziative Verbindungen zwischen historischem Erbe und drängenden gegenwärtigen Fragen und plädiert für andere Formen der Erzählung und Wahrnehmung, die dem Anderen und Andersartigen mit Offenheit begegnen und den Wald als Ort, Metapher und Relay für Verflechtung und Zusammenhalt, Beständigkeit und Resilienz verstehen.

Programm:
14:00: Otto Oscar Hernandez Ruiz
14:45: Dance Platz (Min Sookyung)
15:00: Liaam Iman
15:30: Birgit Wölke, Bardo Henning, Ray Kaczynski
16:00: Roberta Busechian
16:45: Ray Kaczynski & The Giant at a Distance (feat. Almut Flentje & Hendrik Krüger)
17:30: Ute Waldhausen
18:00: Dance Platz (Park Minyoung, Min Sookyung)
18:15: Posaunenchor Hohen Neuendorf
18:30: Access All Areas presents The Healing Freqs
20:00: Lukatoyboy
20:15: Ensemble ~su
21:00: Nour Sokhon
21:45: Saba Alizadeh
22:15: Letkidbe

Workshops und Installationen von
Miranda Markgraf, Heryun Kim, Susanne Schill, Nour Sokhon, Roberta Busechian, Antonia Smialek

Detailiertes Programm:
14:00 Otto Oscar Hernandez Ruiz
Klangliche Einführung in die Welt von Walden: Relay durch den Künstler und DJ Otto Oscar Hernandez Ruiz.

14:45 Dance Platz, Mattdol Norae (a millstone song)
Solo. Choreografie & Tanz: MIN Sookyung. Min Sookyung, eine erfahrene Performerin modernisiert und belebt traditionelle Arbeitslieder mittels zeitgenössischem Tanz, mit dem Ziel, deren Wesen in greifbaren Kunstformen zu bewahren. Ihre Aufführung taucht tief in das emotionale Wesen von Arbeitsliedern ein und stellt durch Gesten und Improvisation den Kummer und die Verantwortungen der arbeitenden Frauen dar. Ausgehend von Jeju, artikuliert das Mühlsteinlied die Mühen und familiären Pflichten der Frauen. Min Soo-kyung verbindet nahtlos diese bewegenden Melodien mit zeitgenössischem Tanz und erschafft so einen neuartigen künstlerischen Ausdruck.– Dance Platz ist ein kollaboratives Projekt der südkoreanischen Tänzerin und Choreografin PARK Minyoung.

15:00 Liaam Iman
Liaam Imans fesselnder Gesang und ihr polyrhythmisches Schlagzeugspiel nehmen die Zuhörer mit auf eine tiefgründige Reise. Ihre Auftritte verschmelzen zeitlose, poetische Landschaften der Vorfahren mit zeitgenössischen Klängen. Als Sänger*in, Komponist*in, Perkussionist*in, Pädagog*in und Reiki-Meister*in algerisch-kabylischer Abstammung verkörpert Liaam eine facettenreiche künstlerische Vision, die Migration, Zugehörigkeit und Heilung durch Kunst und gesellschaftliches Engagement anspricht.

15:30 Birgit Wölke, Bardo Henning & Ray Kaczynski
Die Baba Jaga ist vor allem als kinderfressende Hexe in slawischen Märchen bekannt. Im Zuge der Christianisierung dichteten man ihr zunehmend schlechte Eigenschaften und einen Pakt mit dem Teufel an. In alten Zeiten präsentierte Baba Jaga sich sowohl als junge, schöne Frau, die das Gebende und Regenerierende symbolisierte, als auch als unheimliche, alte Frau, die für den Tod selbst stand. Mit Tanz sowie experimentellen Klängen wird die Erinnerung an diese mythische Gestalt heraufbeschworen. Mit Birgit Wölke (Tanz), Bardo Henning & Ray Kaczynski (Musik).

16:00 Roberta Busechian, A to B 20 °C 343 m/s
In Luft bei 20 °C breitet sich der Schall mit ca. 343 m/s aus, bei 0 °C beträgt die Schallgeschwindigkeit in der Luft ca. 331 m/s. Dies ist eine Klangperformance, die als Reaktion auf die Umgebung des Künstlerhofs entwickelt wurde und auf gefährlichen Klängen basiert, d.h. wie wir psychologische Gefahren durch das Hören wahrnehmen. Gefahr hat eine negative Konnotation, aber es könnte auch eine Erleichterung sein, zu verstehen, was unseren Verstand triggert, eine Art funktionale auditive Information, die Wissen über unsere Ängste und Erinnerungen überträgt. – Roberta Busechian ist eine italienische Klangkünstlerin, Forscherin und Biosonologin mit Sitz in Berlin.

16:45  Ray Kaczynski & The Giant at a Distance
Mit Hendrik Krüger (Blockflöten), Almut Flentje (Didgeridoo), Ray Kaczynski (Komposition, Produktion, Perkussion und ITstrumente). Mit Beiträgen von: Stefan Deckner, Almut Flentje, Eckhard Möller, Gudrun Fischer-Bomert, Sylvia Rabenstein, Rosika Janko Glage.

17:30 Ute Waldhausen, Residuum: Der Schlummer
Das Residuum ist (nach Vilfredo Paretto) eine emotionale Struktur, die analytisch nicht weiter aufgelöst werden kann. Es ist ein aktiver Rest, der keinen Instinkt, keinen Trieb oder ein Prinzip darstellt, aber dennoch unweigerlich den Menschen leitet. Waldhausen versucht, dieser Struktur Gehör zu verschaffen. Mit Hilfe von körperlicher Bewegung, mikrophonierten Objekten und Räumen setzt sie für Walden diese als Sinnstrumentarium ein, um den Schlummer aufzuspüren. – Ute Waldhausen arbeitet als Rauminstallations- und Performancekünstlerin und erforscht dabei Körperartikulationen.

18:00 Dance Platz, Cheok:Cheok
Duett, Choreografie und Tanz: PARK Minyoung, MIN Sookyung. Das koreanische Wort ‚Cheok‘ bedeutet ‚so tun als ob‘ oder ‚eine Handlung oder einen Zustand vortäuschen‘, ähnlich dem Konzept einer Persona. Das Werk Cheok:Cheok beginnt mit einer Reflexion und Infragestellung von Cheok, einer Eigenschaft des sozialisierten Menschen. – Dance Platz ist ein kollaboratives Projekt der südkoreanischen Tänzerin und Choreografin PARK Minyoung.

18:15 Posaunenchor Hohen Neuendorf
Der Posaunenchor unter der Leitung von Kantor Christian Ohly besteht aus zwölf Bläsern: Posaunen, Trompeten, Waldhörnern und Tuba. Für Walden:Relay hat sich der Chor mit dem Bläserchor der Gemeinde Bergfelde zusammengetan und präsentiert meditative Posaunenchorliteratur im Einklang mit der Abendstimmung im Wald.

18:30 Access All Areas presents The Healing Freqs
AAA (Access All Areas) ist ein offenes Kollektiv, bestehend aus der Künstlerin und DJ Vera, dem Klangkünstler und Yogalehrer Jorhito, sowie Pianistin und Klangtherapeutin Nigâr. Seit 2022 arbeiten sie gemeinsam an der Schnittstelle von Musik, Kunst, Therapie und spirituellen Praktiken. AAA experimentiert mit zeitgenössischer Musik, elementaren Frequenzen und alten Klängen, um eine hypnotische, tiefe Hörerfahrung zu schaffen, und nutzt sie als therapeutische Werkzeuge, um die Selbstwahrnehmung zu verbessern.

20:00 Lukatoyboy, Hunting Music
Konzert basiernend auf dem vorhergehenden Workshop, der darauf abzielt, eine Sammlung von Tierrufinstrumenten, die normalerweise für die Jagd verwendet werden, als Musikinstrumente vorzustellen und gemeinsam ein Notationssystem, Kompositionen und Improvisationsmöglichkeiten zu entwickeln. – Lukatoyboy ist ein Klangkünstler, Performer und Verleger aus Belgrad, der zwischen Berlin und Austin lebt. Seine Praxis basiert auf Performances, die sich mit Netzwerken, Klang und Erzählungen befassen, wobei er Tierrufinstrumente, Walkie Talkies und ortsspezifische Themen verwendet.

20:15 Ensemble ~su
SO Sol-i (Vocals & Percussion), Peter EHWALD (Saxophon), KIM Bo-Sung (Percussion & Vocals), SHIN Hyo Jin (Percussion & Vocals). Das Ensemble ~su kreiert eine musikalische Welt, die die Räume zwischen Jazz, koreanischer schamanistischer Musik, Samulnori und zeitgenössischer Musik in einem Atemzug hörbar macht. Die vier Musiker*innen spielen mit der Loslösung von und Annäherung an tradierte, definierte Rahmen und vorgeformte Strukturen.

21:00 Nour Sokhon, Transmitting Echoes
„Transmitting Echoes“ lockt das Publikum in ein Reich, in dem sich orchestrale Cluster mit geisterhaftem Geflüster vermischen, begleitet von Live-Loops von Gesang, Schlagzeug und Alltagsgegenständen. „Transmitting Echoes“ ist eine klangliche Ode an diejenigen, die verschwunden sind, an diejenigen, die zum Schweigen gebracht wurden, und an diejenigen, die nicht trauern können. – Nour Sokhon ist eine libanesische Künstlerin, die in Berlin lebt. Ihre kreative Praxis konzentriert sich auf die Erforschung verschiedener Methoden der künstlerischen Forschung, einschließlich Interviewmaterial, Feldaufnahmen und aufgezeichnetes Material aus einer organisierten ortsspezifischen Intervention. Die Recherche wird dann in Klang-/Musikkompositionen, Performances, interaktive Installationen und Bewegtbildarbeiten.

21:45 Saba Alizadeh, Through Darkness I Sing
Ein von Saba Alizadeh komponiertes und aufgeführtes Stück, das die Gesänge der Aufständischen aus verschiedenen Orten und sein Instrument Kamancheh miteinander verbindet. Die Kamancheh ist ein einzigartiges und uraltes Instrument, das in vielen Kulturen in unterschiedlichen Formen verwendet wird. Die Kamancheh, die dem Umfang der menschlichen Stimme nahe kommt, spielt die Rolle eines Ritters, der in diesen dunklen Zeiten für die Errettung der Menschheit von unterdrückenden Systemen kämpft.Saba Alizadeh, geboren und aufgewachsen in Teheran, ist eine unvergleichliche Persönlichkeit an der Spitze der zeitgenössischen iranischen Musik, tief verwurzelt in der klassischen iranischen Musik und ein Virtuose auf der Kamancheh. 

22:15 Letkidbe
Als leidenschaftliche Sammlerin von Kassetten stellt Letkidbe seit 2016 immer wieder für ausgewählte Orte und Momente, Lo-Fi Musikreisen zusammen. Genreübergreifend formen sich die Empfindungen der inneren und äußeren Wahrnehmungen zu atmosphärischen Ensembles. 

Workshops
14:30-16:00 und 17:00-18:30 Miranda Markgraf, Diskriminierungsbewusster Wandel durch Somatik
Dieser Kurs von Miranda Markgraf widmet sich einem trauma-sensitiven, körperlich-seelisch-geistigen Umgang mit den eigenen diskriminierenden und rassistisch geprägten Anteilen, aber auch mit dem eigenen Betroffensein von Diskriminierung und Rassismus. Wir werden erkunden, was uns individuell hilft, mehr Stimmigkeit zwischen unseren Werten und Gedanken, Gefühlen und Emotionen sowie unserem körperlichen Dasein und Handeln zu schaffen. Und wir werden probieren was uns persönlich stärkt, was wir brauchen, um für uns selbst und andere einzustehen. Mit Hilfe von Fallbeispielen und simplen Übungen reflektieren wir unsere Reaktionen, Gedanken, Gefühle und unsere Wortwahl in der Begegnung mit anderen Menschen und uns selbst. Um sich für den Workshop zu registrieren, bitte eine kurze Email an vorstand@khf-berlin.org.

15:00-17:00 Antonia Smialek, Mitmachzirkus
Mitmachzirkus für Kinder ab 5 Jahren.

15:00-17:00 Lukatoyboy, Hunting Music
Ein Workshop, der darauf abzielt, eine Sammlung von Tierrufinstrumenten, die normalerweise für die Jagd verwendet werden, als Musikinstrumente vorzustellen und gemeinsam ein Notationssystem, Kompositionen und Improvisationsmöglichkeiten zu entwickeln. Wir werden an verschiedenen Formationen arbeiten, um gemeinsam ein Konzert zu gestalten. Musikalische Vorkenntnisse sind willkommen, aber nicht notwendig. – Lukatoyboy ist ein Klangkünstler, Performer und Verleger aus Belgrad, der zwischen Berlin und Austin lebt. Seine Praxis basiert auf Performances, die sich mit Netzwerken, Klang und Erzählungen befassen, wobei er Tierrufinstrumente, Walkie Talkies und ortsspezifische Themen verwendet. Um sich für den Workshop zu registrieren, bitte eine kurze Email an vorstand@khf-berlin.org.

Installationen
Roberta Busechian, f1 = v / 2L
Diese Klanginstallation ist eine ortsspezifische Forschung in Echtzeit, die die von der Architektur des Hinterhofs des Neubaus erzeugten Frequenzen aufgreift. Ziel ist es, aus der Frequenz des Regenwasserrohrs eine „Stimme“ zu erzeugen, ein moduliertes Signal, das die nahe gelegenen Strukturen zum Sprechen bringt und erschüttert, um zu einem Chor zu werden, der die Energie des Raums mit der massiven Metallstruktur, die ihn einschnürt, in Beziehung setzt. – Roberta Busechian ist eine italienische Klangkünstlerin, Forscherin und Biosonologin mit Sitz in Berlin.

Heryun Kim, Mother Mobile
In “Mother Mobile” kommen drei Generationen der Familie der Künstlerin zusammen. Sie verwendet dafür Hanbok (traditionelle koreanische Kleidung) ihrer Mutter, Babykleidung ihrer Kinder und eigene Kleidungsstücke. Diese textile Figuren “tanzen” in ihrem Studio auf dem Künstlerhof Frohnau, in der Nähe des ehemaligen Berliner Mauerwegs und drücken symbolisch die Hoffnung von Kim aus, die Teilung der koreanischen Halbinsel zu überwinden. – Heryun Kim ist eine koreanische Künstlerin, die auf dem Künstlerhof Frohnau lebt und arbeitet.

Susanne Schill, Himmelstücher
„Seit 2017 beschäftige ich mich mit dem Material ‚transparente Tücher‘ im Außenraum, die Auswirkung, die Licht und Wind auf sie haben, die Veränderung der Sichtbarkeit und Mischung der hintereinander aufgehängten Farben im Laufe der sich über den Tag verändernden Lichtverhältnisse, die Wirkung ihrer Farbigkeit auf ihre Umgebung. Es entstehen neue Räume und Durchblicke. Flächen, auf die die Natur sich projiziert, Wind und Licht gestalten sie unaufhörlich neu.“ – Susanne Schill ist Künstlerin und Keramikerin, die auf dem Künstlerhof Frohnau lebt und arbeitet.

Nour Sokhon, Louder than words
Eine vielschichtige Klanglandschaft, die anonyme Geschichten aus aller Welt miteinander verwebt, die über WhatsApp-Sprachnachrichten ausgetauscht wurden. Auszüge aus Geschichten werden sorgfältig zu einem klanglichen Schoß ohne Ort, Raum oder Zeit zusammengefügt. Ein Ereignis, das fünf Jahre zurückliegt, kann sich so unmittelbar anfühlen wie gestern oder so weit entfernt wie vor zwanzig Jahren. Ein Trauma kann das Gedächtnis eines Opfers vernebeln und seine Sprache beeinträchtigen, wenn es seine Geschichte erzählt. Daher spielt die Klanglandschaft mit Wiederholungen und klanglichen Manipulationen von Wörtern, um diese Erfahrungen zu reflektieren. „Louder than words“ will dieses Gefühl der Universalität durch eine vielfältige Sammlung von Geschichten von Menschen aus allen Kontinenten vermitteln.Nour Sokhon ist eine libanesische Künstlerin, die in Berlin lebt. Ihre kreative Praxis konzentriert sich auf die Erforschung verschiedener Methoden der künstlerischen Forschung, einschließlich Interviewmaterial, Feldaufnahmen und aufgezeichnetes Material aus einer organisierten ortsspezifischen Intervention. Die Recherche wird dann in Klang-/Musikkompositionen, Performances, interaktive Installationen und Bewegtbildarbeiten.

Unterstützung
Walden wird unterstützt durch die Ingrid-Bischoff-Stiftung und die Initiative Draussenstadt. Der Künstlerhof Frohnau wird zudem teilweise gefördert vom Berliner Kultursenat im Rahmen der Basisförderung für freie Projekträume und -Initativen.